Als wir 1995 das 150.Jahr der Gründung des „Spitälschen“ feierten, mittlerweile hatten ja die beiden kleinsten Kinderkrankenhäuser Frankfurts fusioniert und sprach man nun im verniedlichenden Sinn vom „Clemi“, war der Weg heraus aus einer unendlich langen Talsohle erreicht worden. In einem denkwürdigen Festakt wurde das Jubiläum im Frankfurter Römer gefeiert. Erstmals war auch Prof. Alfred Grosser bereit, über die Arbeit seines Vaters Paul Grosser, als ehemaligen Leiter des Clementine-Mädchenhospitals(1930-1933), zu sprechen. Der Name unserer Institution wurde wieder zu einem wohlbekannten Begriff- nicht wie zuvor öfters zu hören: Wir dachten das Spital sei längst geschlossen. Es waren Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, die in der Nachkriegszeit aufopfernd die Geschicke des traditionsreichen Krankenhauses in ihrer Tätigkeit als Klinikvorstand verwalteten und gemeinsam mit einem medizinischen Team vorsichtig ein Wiederaufblühen ermöglichten. Mit einem gehörigen Maß an Fleiß, nicht überzogenen aber notwendigen Forderungen an die Kostenträger und vor allem mit Demut und Offenheit war es im Jahr 1995 schon gelungen, Anschluss an den medizinischen Standard in der Kinderheilkunde zu gewinnen. Erweiterung des medizinischen Angebots, neue Spezialgebiete der Kinderheilkunde mit Alleinstellungsmerkmal (z.B die Nephrologie und die Psychosomatik) waren hinzugekommen und dafür Neubauten errichtet worden. In den darauffolgenden 25-Jahren gab es keinen Stillstand. Vielmehr sind weitere Stabilisierungsmaßnahmen erfolgt, insbesondere die Fusion des Clementinehospitals (2009) mit dem Bürgerhospital zum Verein der Frankfurter Stiftungskrankenhäuser -eine folgerichtige Maßnahme nach der gemeinsamen Errichtung eines Perinatalschwerpunkts im Jahre 2000 im Bürgerhospitals. Ein räumlicher Zusammenschluss steht ja nun auch unmittelbar bevor und wird er sicherlich 2025 zum hundertfünfzigjährigen Bestehen des von Louise von Rothschild gestifteten Mädchenhospitals vollzogen sein.
Ich, für mein Teil, habe die Übernahme als Chefarzt des „Clementine-Kinderhospitals im Jahre 1982 nie bereut. Es waren 21 Jahre meines Lebens, in denen ich uneingeschränkt von einer glücklichen Periode sprechen kann. Dies habe ich auch meinen Mitarbeitern weitervermittelt. Ich wünsche der Stiftung für die kommenden Jahre viel Erfolg. Die Aufarbeitung der Geschichte der beiden „kleinen“ Krankenanstalten Frankfurts sollte nie zu Ende gehen; dafür wirkt das „Erbe“ insbesondre, die Auflösungen und Zerstörungen unter dem Nazi-Regime viel zu schwer.
Prof. Dr. J. Dippell, Chefarzt des Clementine Kinderhospitals 1982-2003